Sind Sie Inhaber oder Inhaberin einer GmbH und denken über einen Firmenverkauf nach? In diesem Praxisleitfaden finden Sie eine Übersicht über zentrale Punkte wie Verkaufsvorbereitungen, Nachfolgersuche und Steuern beim Firmenverkauf einer GmbH.
GmbH verkaufen: Verkaufsvorbereitungen
Rechnen Sie unbedingt genügend Zeit für verkaufsvorbereitende Massnahmen sowie das Suchen von potenziellen Käufern ein. Unserer Erfahrung nach vergehen zwischen Verkaufsentscheid und den ersten Verkaufsbemühungen bis zur endgültigen Vertragsunterzeichnung oft ein bis zwei Jahre. Danach folgt noch die Einarbeitungsphase, welche keinesfalls vernachlässigt werden sollte und laut Forschung ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Firmennachfolge ist.
Wissen weitergeben und dokumentieren
Die grösste Angst des Käufers besteht darin, dass mit Ihrem Abgang auch ein Grossteil des Wissens verloren geht. Geben Sie Ihr Wissen weiter und bauen Sie Führungsstrukturen auf. Dokumentieren Sie Richtlinien und Verfahren, die bisher nur als ungeschriebene Regeln existierten. Ähnlich verhält es sich mit den Geschäftszahlen sowie den Kunden- und Lieferantenbeziehungen. Stellen Sie sicher, dass die Jahreszahlen aktuell sind und Sie die tatsächliche Ertragskraft Ihres Unternehmens aufzeigen können. Dokumentieren Sie zudem wichtige Geschäftsbeziehungen. Wandeln Sie wo möglich alle mündlichen Vereinbarungen mit Kunden und Lieferanten in schriftliche Verträge um.
Käuferprofil erstellen
Ein wichtiger Schritt bei den Vorbereitungen des Firmenverkaufs (ob GmbH oder andere Rechtsform) ist es, sich konkrete Gedanken über den Käufer zu machen. Erstellen Sie ein Profil mit den wichtigsten Anforderungen und vielleicht auch schon eine Liste mit potenziellen Interessenten aus dem Umfeld. Folgende Fragen können bei der Erstellung des Käuferprofils helfen:
- Möchte ich mein Unternehmen an einen Konkurrenten verkaufen?
- Muss der Käufer Branchenerfahrung mitbringen? Falls ja, wie vertieft muss diese sein?
- Muss der Käufer in der Region verankert sein?
- Welche fachlichen/menschlichen Qualifikationen braucht es, um die GmbH weiterzuführen? (Tipp: Fragen Sie sich selbst, welche Qualifikationen es brauchte, um die Firma aufzubauen)
- Welche formellen Fähigkeitszeugnisse braucht der Nachfolger auf jeden Fall (Bsp: Ausbildungszeugnisse, Zertifikate etc.)
Während Sie sich Gedanken über den möglichen Käufer machen, werden Sie sich vielleicht bewusst, dass einige Ihrer Kriterien nicht wirklich objektiv sind. Versuchen Sie, die subjektiven und objektiven Kriterien voneinander zu trennen und Interessenten wenn möglich nur nach objektiven Kriterien zu beurteilen.Als Regel lässt sich sagen, dass eine Firma einfacher zu verkaufen ist, je weniger einschränkende Faktoren sie aufweist. Dies gilt insbesondere für das Käuferprofil. Die Anzahl potenzieller Käufer verringert sich mit jedem k.o.-Kriterium drastisch. Falls Sie beim Verkaufsprozess mit einem spezialisierten Beratungsunternehmen zusammenarbeiten wollen, ist es wichtig, dass Sie Ihre Anforderungen an mögliche Käufer bereits früh klar kommunizieren.
Firmenwert berechnen
Eine der häufigsten Ursachen, warum Verhandlungen beim Verkauf einer GmbH scheitern, sind unterschiedliche Preisvorstellungen. Verständlicherweise schätzt der Inhaber den Wert seiner Firma höher ein als der potenzielle Käufer. Als (langjähriger) Besitzer einer GmbH rechnen Sie nämlich oft automatisch eine Kompensation für investierte Arbeit und mögliche persönliche Verzichte während der Aufbauphase oder weniger guten Jahren in den Verkaufspreis mit ein. Für den Kaufinteressenten hingegen basiert der Firmenwert oftmals nur auf „harten“ Fakten wie Geschäftszahlen, Inventur, Verträge usw.
Kennzahlen und Dokumente
Eine ausführliche und fundierte Berechnung des Firmenwerts ist zeitaufwendig. Sie benötigen dazu unter anderem folgende Dokumente und Kennzahlen der letzten 5 Jahre:
- Bilanz und Erfolgsrechnung
- Budgetplanung
- Lohnausweise des Eigentümers
- Wareninventur
- Inventar mobiler Sachanlagen
- Einmalige Investitionen
- Steueroptimierte Aufwendungen
- Mietvertrag
- Übersicht stiller Reserven
Bewertung und Interpretation
Neben anerkannten Bewertungsmethoden muss zwingend auch dem spezifischen Unternehmensumfeld Rechnung getragen werden. Wenn Sie alle relevanten Kennzahlen zusammengetragen und eine Unternehmensbewertung vorgenommen haben, ist der nächste Schritt die Interpretation der Resultate. Um diese überhaupt durchzuführen zu können, braucht es Vergleichszahlen (abgeschlossene Transaktionen) sowie Kenntnisse der Marktlage.
Externe Beratung
Um Meinungsverschiedenheiten zu vermeiden, lohnt es sich, die Firmenbewertung von einer externen Beratungsfirma durchführen zu lassen, die Transaktionserfahrung aufweist. Damit erhalten Sie eine realistische Grundlage für Verkaufsverhandlungen, die nicht ausschliesslich auf theoretischen Modellen abstützt sondern auch die Marktsituation miteinbezieht. Aber Achtung: Inzwischen gibt es zahlreiche Unternehmen, die Firmenbewertungen anbieten - aber nur bei wenigen stellt dieser Service auch eine Kernkompetenz dar. Die Wahl der passenden Berater sollte deshalb sorgfältig sein und sich nach bestimmten Qualitätskriterien richten.